Liebe Leser:innen, willkommen im Cosmos!
In unserer ersten Ausgabe widmen wir uns der Social-Media-Nutzung von jüngeren Politiker:innen. Denn: Seit der letzten Wahl sind knapp 14% des 20. Deutschen Bundestags unter 35 Jahre alt. Das Parlament ist zu Beginn der Legislaturperiode mit einem Durchschnittsalter von 47,3 Jahren so jung wie noch nie. Was bedeutet das für die politische Kommunikation, den Politikbetrieb und nicht zuletzt für unsere Demokratie selbst?
Eins ist sicher: Diese neue Generation im Bundestag kennt sich mit den Herausforderungen und Chancen von Social Media aus. Die jungen Abgeordneten nutzen Soziale Netzwerke zur Selbstvermarktung, posten Fotos von Veranstaltungen im Wahlkreis und teilen die eigenen Bundestagsreden. Sie sind außerdem selbst Konsument:innen von Beiträgen, verfolgen die Feeds von Parteikolleg:innen sowie anderen Abgeordneten und informieren sich bewusst über politische Themen online. Gleichzeitig macht ihre Präsenz im Netz sie angreifbar: Sie werden Opfer von Anfeindungen und Beleidigungen, die über Tweets, Direktnachrichten oder Kommentare an sie gerichtet werden.
Wir zeigen Euch in dieser Ausgabe, wie sich junge Abgeordnete im Internet bewegen. Fünf von ihnen haben wir im Bundestag besucht und interviewt. Wir haben von ihnen erfahren, wie sie das Verhältnis von Demokratie und Öffentlichkeit und die Nutzung Sozialer Netzwerke durch Politiker:innen einschätzen. Sechs weitere haben uns ganz dicht ran gelassen - und uns Screenshots ihrer wöchentlichen Bildschirmzeit geschickt, inklusive der meistgenutzten Apps.
Außerdem werten wir aus, welche Kanäle bei der Informationsbeschaffung für MdBs besonders wichtig sind und schauen uns die besten Social-Media-Formate der bisherigen Legislatur an. Zudem betrachten wir Hass gegen Politiker:innen im Netz und wie insbesondere weibliche Politikerinnen damit umgehen. Zuletzt stellen wir Euch ein eigenes C&K Tool vor: Unseren Political Impact Score. Mit ihm messen wir automatisiert, wie viel politischen Einfluss ein Twitter-Account hat.
Politik findet 2022 im Internet statt. Es ist daher unumgänglich sich die Möglichkeiten und Herausforderungen, die damit einher gehen, genau anzuschauen, wenn man als Bürger:in oder politisch aktiver Mensch digital klug agieren will. Dieses Magazin soll Euch genau dazu befähigen.
Euer C&K Team
Stand: Juni 2022
— Cosmos meets Bundestag — Cosmos meets Bundestag — Cosmos meets Bundestag — Cosmos meets Bundestag —
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— Let’s get Started — Let’s get Started — Let’s get Started — Let’s get Started — Let’s get Started —
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— Der neue Bundestag — Der neue Bundestag — Der neue Bundestag — Der neue Bundestag —
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Social Media x Bundestag Social Media x Bundestag Social Media x Bundestag Social Media x Bundestag
Social Media x Bundestag Social Media x Bundestag Social Media x Bundestag Social Media x Bundestag
Laut des Digital News Reports des Reuters Institute for the Study of Journalism nutzen 31% aller Deutschen im Jahr 2021 Soziale Netzwerke als Nachrichtenquelle. Die Wissenschaftler:innen identifizieren Facebook, Twitter und YouTube weltweit als die führenden Plattformen, die zur Nachrichtenaufnahme ausgewählt werden. Vor allem junge Menschen verlagern ihre Nachrichtennutzung und politischen Diskussionen weltweit auf die sozialen Netzwerke.
Den Algorithmen der Plattformen sind auch politische Entscheider:innen ausgesetzt, wenn sie als User:innen auf den gängigen Plattformen unterwegs sind. Die Nutzung Sozialer Netzwerke zur Selbstinszenierung und Öffentlichkeitsarbeit von Abgeordneten im Bereich der politischen Kommunikation findet in journalistischen und wissenschaftlichen Arbeiten in hohem Maß Beachtung. Der Einfluss von Sozialen Medien auf die Informationsbeschaffung von MdBs ist bisher weniger untersucht.
Das ist beachtlich, da das Aufnehmen und Filtern von Informationen das Fundament politischer Entscheidungen bilden. Es ist daher nicht nur relevant, wie Informationen aufgenommen und verarbeitet werden, sondern auch, welche Einflussfaktoren diesen Prozess prägen.
Ich habe mich für meine Masterarbeit mit diesem Thema beschäftigt. In sieben qualitativen Interviews mit MdBs unter 35 Jahren habe ich untersucht, wie sie sich auf Sozialen Netzwerken informieren. Ich habe mich für meine Masterarbeit mit diesem Thema beschäftigt. In sieben qualitativen Interviews mit MdBs unter 35 Jahren habe ich untersucht, wie sie sich auf Sozialen Netzwerken informieren.
Herausgekommen ist, dass besonders Twitter im Kreis der jungen Abgeordneten eine relevante Quelle der Informationsbeschaffung ist. Die Accounts werden zum großen Teil selbst gepflegt und Diskussionen unter Tweets verfolgt. Insbesondere Twitter-Accounts von Journalist:innen als auch Accounts der politischen Kolleg:innen, die viel Reichweite haben, finden Gehör. Twitter gilt als besonders relevant beim Nachrichten-Screening, da ein hoher Aktualitätsbezug gegeben ist.
Newsletter, Meldungen aus den Fraktionen, wissenschaftliche Dienste, klassische und Soziale Medien sind die Hauptinformationsquellen. Twitter, Facebook und Instagram sind hierbei die am häufigsten genutzten Informationskanäle unter den Plattformen. Die befragten Abgeordneten schätzen laut eigener Angabe den Anteil der Nachrichtenerfassung über herkömmliche Medien (wie Zeitungen, Radio und TV) und Soziale Medien als ausgeglichen ein.
Auch Entertainment nehmen die Politiker:innen als Informationsquelle wahr. Hiermit sind beispielsweise kurze Videos oder Memes gemeint, die zunächst Aufmerksamkeit erzeugen und zusätzlich Inhalte und Informationen vermitteln.
Daneben werden auch LinkedIn, YouTube, TikTok und Spotify Podcasts bei der Informationsaufnahme im parlamentarischen Kontext berücksichtigt.
Nationale Themen und Themen, die den Wahlkreis betreffen, sind besonders wichtig.
Was Formate angeht, nimmt man auch kurze Videos oder Memes ‘ernst’, wenn es um relevante Themen geht.
Soziale Medien beeinflussen andauernd den Informationsstand und deswegen auch die parlamentarische Arbeit.
Wenn Abgeordnete viel getaggt werden, werden diese Beiträge an die richtige Stelle im Team geleitet. Auch innerhalb der Fraktionen werden bestimmte Botschaften weitergetragen, wenn sie auf Social Media trenden und viral gehen.
Konkrete Recherchen zu allgemeinen Themen, eigenen Schwerpunktthemen und Stimmungen werden auf den Sozialen Medien ebenso betrieben. Dabei wird insbesondere Verbänden und Vereinen aus den Wahlkreisen gefolgt.
Posts zu Schwerpunktthemen der Abgeordneten gehen in die Vorbereitung auf die nächste Ausschusssitzung mit ein.
Gegenargumentationen werden gescannt, um diese in Vorbereitung auf Reden antizipieren zu können.
Vor allem Tweets mit langen Threads und provokante Zitat-Kacheln
Dynamischer Content mehr als statischer Content
Interessant gestaltete Grafiken
Virale Threads bei Twitter
Snackable Content: 3-4 Stichpunkte, die eine komplexe Lage in einem Sharepic zusammenfassen: Texte auf Kacheln und Karussells
Feedback von Bürger:innen unter den eigenen Posts und Direct Messages
Soziale Medien bestimmen andauernd den Informationsstand von MdBs und haben deswegen einen enormen Einfluss auf die parlamentarische Arbeit. Der hohe Grad an Aktualität und Relevanz, der durch Soziale Medien vermittelt wird, ist ganz klar ein Grund, warum Abgeordnete diese nutzen. Das Abgeordnetenbüro und die Fraktion können nicht so aktuell sein wie Twitter, Instagram und Co.
Dabei gilt: Auch Entertainment ist eine Informationsquelle. In der digitalen politischen Kommunikation ist es notwendig, diese Dimensionen zu berücksichtigen und zu versuchen insbesondere durch strategisches Taggen von Abgeordneten und das Setzen und Nutzen von Trends, politische Akteur:innen zu erreichen. Natürlich reagieren MdBs nicht auf jeden Twitter Rant. Dafür herrscht zu viel Hass und Hetze auf den Plattformen. Informationen sollten kurz und knapp auf die wesentlichen Aspekte heruntergebrochen werden, damit sie im besten Fall von Abgeordneten in die nächste Ausschusssitzung eingebracht werden können.
neuen MdBs?